Samstag, 9. Februar 2013

Warm ums Herz


Ja, richtig warum ums Herz wurde es mir in den letzten Tagen.

Diese Waage muss in Zukunft für mich arbeiten. Ist sie nicht wundervoll? 


Sie erinnert mich so sehr an meine Kindheit. Wir sind praktisch autolos (meine Mutter kann nicht Auto fahren) ca. 30 Minuten zu Fuss zum nächsten Ort aufgewachsen. Die Grosseltern wohnten im Dorf und das hiess dann eine halbe Stunde hin und eine halbe Stunde wieder zurück laufen. Und in diesem Dorf hatte es einen Laden. Belotti - glaube ich - hiessen sie. Er (Uhrmacher) und seine Schwester führten so eine Art Comestibles-Laden. Ich weiss noch, man konnte ganz grosse, hauchdünne Mortadella-Scheiben dort kaufen und wenn der Wecker nicht mehr funktionierte, hiess es: "Gang zum Belotti". Damals war ich so sechs/sieben Jahre alt und der Laden halt schon etwas altmodisch, dunkel,  verglichen zum modernen Selbstbedienungsladen. Aber dort gab es alles: Wolle, Stricknadeln, Knöpfe, Faden, Kaffee, Salami, Gemüse. Und dieses wurde auf so einer Waage gewogen. Schön, nicht? So ein Tante Emma Laden - gibt es die heute überhaupt noch? - in meiner Nähe, das wäre traumhaft... 

Aber wie es halt so ist. Die Leute wurden älter und schlossen irgendwann den Laden. Mit dieser Waage hole ich mir ein Stück Erinnerung / Tante Emma-Laden in meine Küche. Wunderbar!
 

Die erste Waage - eine elektronische - hat mich so geärgert. Sie wog zwar aufs Gramm genau, aber eine Ersatzbatterie kostete um die 10 Franken. Und man brauchte zwei. Unglaublich teuer, der Spass. Dann habe ich die Waage oben in gelb gekauft. Ein schönes Stück, bis sie etwas zu heiss bekam und die Kunststoffscheibe zwischen 2 und 3 Kilo anfing, etwas zu schmelzen.

Das gute daran, meine neue Alte und die Gelbe funktionieren so ganz ohne Strom. Da kommt nie ein "low", wenn die Batterie wieder mal ihren Geist aufgibt.


 Warm ums Herz wurde es auch mit diesem Zvieri. Zum ersten Mal habe ich einen Granatapfel gekauft. Die Kerne zu knacken war zwar eine Knacknuss. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man mit einem Löffel kräftig auf die Frucht schlagen muss und dann die Kerne von alleine rausfallen. Jedenfalls ist es ratsam, eine Schürze, am besten eine rote oder eine rosa anzuziehen.


 Mein Zvieri habe ich etwas abgewandelt: griechischer Joghurt, etwas Bienenhonig und Granatapfel

Den Honig habe ich weggelassen, es war auch so süss genug. Die knackigen Kerne sind fein, das mag ich. Meinen Kindern habe ich aber noch ein bisschen Knuspermüesli draufgestreut. Sie hätten - glaube ich - die Kerne aussortiert. Und so haben sie alles radibuz gegessen.




Ich zeige noch einen Ausschnitt aus dem Tuch auf der Waage. Nicht ganz 300 Gramm habe ich verstrickt. Die Anleitung war einmal in einem Marie Claire idées. Die Anleitung war gezeichnet. Das mag ich lieber, als geschrieben. Im Internet habe ich die Anleitung (geschrieben und gezeichnet) gefunden. Klick. Ich kann zwar etwas französisch, aber eine Anleitung vom französischen in ein Tuch umzusetzen - dafür reicht mein französisch kaum. Und deshalb finde ich Zeichnungen besser und verständlicher.

Das Tuch schenke ich einer alten Dame, die nächste Woche Geburtstag hat: Tante Marie. Ich besuche sie ab und zu im Altersheim und letzthin hatte sie einen ähnlich farbigen Pullover an. Passt also super!

Die Wolle habe ich schon vor einiger Zeit mal ertauscht. 100 % Schurwolle, mit Blauholz gefärbt. Und leider wahrscheinlich nicht ausgewaschen. Ihr solltet meine Hände sehen... Blau-violett! Zwetschgen entsteinen sieht weniger schlimm aus. Ich werde das Tuch und die Blumen-Broschen in Babyshampoo auswaschen und spülen, spülen, spülen, bis keine Farbe mehr kommt. Oder hat jemand einen besseren Tipp? Was ist mit Essig?  Jedenfalls ist wieder etwas Warmes fürs Herz entstanden.

 
 

Von Herzen ein schönes Wochenende!

5 Kommentare:

entli hat gesagt…

Liebe Milena,

ja solch Dinge lassen mich auch immer an "früher" Errinnern;-)
..als Frl.Roth (altledige Jungfer, bestimmt über 70ig gewesen!) uns als Kinder über ihren grossen hölzernen Ladentisch mit der alten Drehkasse fragte, welche Glace? und dann musste sie schnell in's Hinterkämmerlein und zog Handschuhe und Jacke an, schritt zur Glacetruhe und huschhusch.. und das grosse runde Glas mit den Zuckerbölla (glaub 10ner Böllä)..
***
weisst Du was ich grad etwas erschreckend finde; die Kid's werden sich nur noch an "pip-pip" errinnern *grauslig*..

oh ein halber Roman

freut mich für Dich, hast was so tolles gefunden..

und der Schal.. wunderschön..

ein tiefverschneiter Gruss aus dem Zürcher-unterland
Silvia

wolleliese hat gesagt…

Liebe Milena,

Eine schöne herzerwärmende Geschichte, das tut so gut, sich an solch Kindheitsdinge zu erinnern.
Das Tuch wird die alte Dame herrlich wärmen, eine wunderschöne Farbe. Ich wasche selbstgefärbte Wolle auch immer mit Shampoo mehrmals durch bis das Wasser klar ist, das funktioniert prima.

Liebgruß Doreen

Ursina hat gesagt…

Hallo fast Nachbarin, ja diese Waage ist toll , die gibt es heute sicher nirgends mehr.

Stärneschyiin hat gesagt…


♥ schön, wenn du dich soooo sehr freust!
Das tut auch gut!!!!
Tolle Röschen sind das geworden!
glg Nathalie

Elbflorentine hat gesagt…

Hallo liebe Milena,
mit Begeisterung habe ich deine Geschichte zur Waage gelesen. Ich finde es immer wieder toll, wenn man mit relativ kleinen Dingen Kindheitserinnerungen wieder rausholen kann und glücklich wird! Zu deinem Granatapfel gebe ich dir mal den Tipp, schneide oben eine Spalte rein, dann kannst du sie einfach aufspalten. Die Kerne mache ich meist mit dem Daumen raus und eine Schürze darf dabei wirklich nie fehlen! LG Daniela